In dieser Woche gibt der russische Dirigent Tugan Sokhiev sein Debüt am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Aufgrund der aktuellen Einstellung des Spielbetriebs wird das geplante 4. Symphoniekonzert aus der Semperoper mit geändertem Programm und in Kooperation mit Deutschlandfunk ausschließlich im Radio übertragen. Anstatt Dmitri Schostakowitschs »Leningrader« dirigiert Sokhiev die Ouvertüre zur Oper »Fürst Igor« von Alexander Borodin und Pjotr Tschaikowskys Fünfte Symphonie. Gesendet wird der Rundfunkmitschnitt am kommenden Dienstag, den 21. Dezember 2021 ab 20.05 Uhr bei MDR Kultur & MDR Klassik sowie am 12. Januar 2022 ab 20.03 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur.
Seine Symphonie Nr. 5 e-Moll schuf Pjotr Iljitsch Tschaikowsky aus einer existentiellen Krise heraus: »Dieses von gesellschaftlichen Verpflichtungen getragene Leben ist ermüdend«, konstatierte der russische Komponist 1888. »Ich bin zu Tode erschöpft.« Innerhalb weniger Wochen der Ruhe auf dem Land entstand die Fünfte, deren Schicksalsmotiv das gesamte Werk durchzieht. Kurz nach der Uraufführung unter seiner Leitung am 17. November 1888 in St. Petersburg bezeichnete Tschaikowsky selbst die Symphonie als »misslungen«. Erst Arthur Nikisch rettete mit seinem Dirigat von 1892 das Werk letztlich vor der drohenden Vernichtung durch seinen Schöpfer.
Der aus Nordossetien stammende Tugan Sokhiev ist seit Januar 2014 Musikdirektor und Chefdirigent am Moskauer Bolschoi-Theater und leitet seit 2008 das Orchestre National du Capitole de Toulouse. Von 2012 bis 2016 war er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Als einer der letzten Schüler von Ilja Mussin am St. Petersburger Konservatorium ist der russische Dirigent ein weltweit gefragter Gast am Pult führender Opernhäuser und Orchester, darunter das Royal Concertgebouw Orchestra, die Wiener und Berliner Philharmoniker, das Boston und das Chicago Symphony Orchestra, New York Philharmonic sowie die Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom. Viele der CD-Produktionen unter seiner Leitung, darunter Werke von Schostakowitsch, Prokofjew, Tschaikowsky und Brahms, sind preisgekrönt.