8. Symphoniekonzert

Herbert Blomstedt Dirigent
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
André Kellinghaus Einstudierung

Igor Strawinsky

  • »Psalmensymphonie«

Anton Bruckner

  • Symphonie Nr. 6 A-Dur WAB 106

Ausdruckskraft

Igor Strawinsky schrieb seine »Psalmensym­phonie« 1930, in einer Zeit, in der er ver­stärkt – und oft mit ironischer Absicht – auf traditionelle Formen zurückgriff. Auch in der Vertonung des 150. Psalms finden sich solche Referenzen, darunter eine Doppelfuge im zweiten Satz. Doch von ironischen Bre­chungen ist nichts zu spüren. Mit Direktheit und ungewohntem Ernst im Ausdruck schafft Strawinsky eine Psalmvertonung, deren mu­sikalische Kraft ihresgleichen sucht. Im tra­ditionellen Palmsonntagskonzert kombiniert Herbert Blomstedt das imposante Werk mit Anton Bruckners Sechster, die der Komponist einmal als seine »keckste« Symphonie be­zeichnet hat.

Eine kostenlose Konzerteinführung mit Hagen Kunze findet 45 Minuten vor Beginn im Opernkeller statt.

Konzertdauer: ca. 110 Minuten, einschließlich 20 Minuten Pause

Herbert Blomstedt

Ehrendirigent

Seit nunmehr einem halben Jahrhundert währt das enge freundschaftliche Verhältnis zwischen Herbert Blomstedt und der Staatskapelle Dresden. Nach seinem hiesigen Einstand im April 1969 prägte er von 1975 bis 1985 als Chefdirigent das Orchester: ein Jahrzehnt, das nicht nur künstlerisch unvergessen ist, sondern auch, unter schwierigen politischen Vorzeichen, aus menschlicher Sicht ein besonderes Kapitel in der langen Kapellgeschichte markiert. Über die Dresdner »Hausgötter« Wagner und Strauss hinaus dirigierte Herbert Blomstedt in seiner Amtszeit ein Repertoire, das das barocke Kapell-Erbe sowie zahlreiche Ur- und Erstaufführungen einschloss. 1985 fand unter seiner Leitung das erste Konzert der Kapelle in der wiederaufgebauten Semperoper statt, unzählige Werke spielte er mit dem Orchester auf Schallplatte ein. Weit über 300 Konzerte hat Herbert Blomstedt bis heute mit der Kapelle gegeben, allein zehn Mal trat er im traditionsreichen Palmsonntagskonzert ans Pult, dazu leitete er eine Reihe von Opernproduktionen, damals noch im Großen Haus der Staatstheater (Schauspielhaus). 2007 würdigte ihn die Staatskapelle mit der Goldenen Ehrennadel. Im Mai 2016 ernannte das Orchester Herbert Blomstedt zu seinem Ehrendirigenten. Er ist – nach Sir Colin Davis – erst der zweite

Dirigent, dem dieser Titel verliehen wurde.

Geboren in den USA als Sohn schwedischer Eltern, gab Herbert Blomstedt sein Pultdebüt 1954 beim Stockholmer Philharmonischen Orchester, später übernahm er Chefposten bei den Osloer Philharmonikern sowie dem Dänischen und dem Schwedischen Radio- Symphonieorchester in Kopenhagen und Stockholm. Blomstedt war Music Director der San Francisco Symphony, Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg und 19. Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Zum Ehrendirigenten ernannten ihn die Orchester in San Francisco, Leipzig, Kopenhagen und Stockholm, die Bamberger Symphoniker und das NHK Symphony Orchestra in Tokio. Als Gastdirigent arbeitet Herbert Blomstedt mit den renommiertesten Orchestern zusammen. 2011 feierte er ein spätes Debüt bei den Wiener Philharmonikern, das umgehend zu einer regelmäßigen Zusammenarbeit führte. Er ist gewähltes Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie, mehrfacher Ehrendoktor und wurde 2003 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Im April 2016 erhielt er für sein künstlerisches Lebenswerk Dänemarks renommierten Léonie-Sonning- Musikpreis.

Sächsischer Staatsopernchor Dresden

Der Dresdner Opernchor wurde am 8. Oktober 1817 per königlichem Dekret durch Friedrich August I. gegründet. Die Erlassung dieses Dekrets war vor allem ein Verdienst Carl Maria von Webers, der als neu engagierter Hofkapell­meister 1817 den Auftrag erhalten hatte, neben der tradi­tionsreichen italienischen Oper auch eine deutsche Operngesellschaft in Dresden ins Leben zu rufen. Weber forderte die Einrichtung eines »ste­henden Theaterchors«, der den gestiegenen Anforderungen des dafür neu zu schaffenden Opernrepertoires gewachsen sein würde. In der Folge entwickelte sich der Sächsische Staatsopernchor dank hervorragender Persönlichkeiten, die ihn künstlerisch umsichtig und traditionsbewusst leiteten, zu einem erstklassigen und gefragten Klangkörper.

Über die Jahrhunderte hinweg entwickelten und pflegten u. a. Joseph Metzner, Wilhelm Fischer, Karl Maria Pembaur, Ernst Hintze, Gerhart Wüstner, Hans Peter Müller-Sybel, Hans-Dieter Pflüger und Matthias Brauer bis heute ein spezielles, dem Staatsopernchor zugehörendes Klangideal, das besonders auch durch die rege Konzerttätigkeit des Cho­res beeinflusst wurde. Homogenität des Klangs, klangliche Noblesse, kultivierter Pianogesang bei gleichzeitiger Klangdichte und -fülle sind wesentliche Attribute, die für den Sächsischen Staatsopernchor stehen.

Heute gilt der Staatsopernchor als einer der besten Opernchöre Euro­pas. Seine Auftritte in Opernvorstellungen, seine Mitwirkung in Konzer­ten, bei Rundfunk-, Fernseh- und CD-Produktionen, die kontinuierliche Präsenz bei Festspielen und auf Tourneen brachten ihm weltweit Beach­tung sowie höchste Wertschätzung ein.

Besonders prägend für den Staatsopernchor war die Arbeit mit dem Dirigenten Giuseppe Sinopoli, der das künstlerische Potential als bei wei­tem noch nicht ausgeschöpft betrachtete. In zahlreichen CD-Produktio­nen wuchs das Chorensemble immer wieder über sich hinaus. In den Jahren nach Sinopolis plötzlichem Tod gelang durch kontinuierliche Arbeit eine Konsolidierung der künstlerischen Qualität.

Wie in allen künstlerischen Sparten der Sächsischen Staatsoper Dres­den spielt auch im Staatsopernchor die enge Verknüpfung von Tradition, gegenwärtiger künstlerischer Verantwortung und Ausrichtung auf die Herausforderungen der Zukunft eine entscheidende Rolle.