20. Todestag von Giuseppe Sinopoli

Radiokonzerte mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden und Buch-Neuerscheinung
19.04.2021

Am 20. April 2021 jährt sich der Todestag von Giuseppe Sinopoli, von 1992 bis 2001 Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, zum 20. Mal. Seit 1992 leitete er 150 Konzerte in Dresden und spielte etwa 70 Titel mit der Staatskapelle auf CD ein. Er galt als einer der profiliertesten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und vielseitig begabter Mensch, dessen kompositorisches Schaffen bis heute vornehmlich in Ausschnitten bekannt ist. Die Staatskapelle ehrt Sinopoli in dieser Saison postum mit dem Titel Capell-Compositeur und widmet ihm ein Portraitkonzert im Radio. Ein neu erschienener Erinnerungsband, herausgegeben von Matthias Herrmann, stellt Sinopolis Wirken in Dresden in den Mittelpunkt.

 

Am 20. April 2001 starb der ehemalige Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, Giuseppe Sinopoli, in Berlin. Selten dirigierte Sinopoli eigene Werke in seinen Konzerten, kaum eines spielte er selbst auf Schallplatte ein. So erklangen vergleichsweise wenige seiner Kompositionen bei der Staatskapelle: 1994 dirigierte er sein »Pour un livre à Venise« für Kammerorchester, 2001 verantwortete Peter Ruzicka als Dirigent die Uraufführung der Symphonischen Fragmente aus der Oper »Lou Salomé«, 2004 interpretierte Peter Bruns als Solist »Tombeau d’Armor III« für Violoncello und Orchester, 2006 folge die Dresdner Erstaufführung der »Lou Salomé«-Suite Nr. 2. Neben seinen Kompositionsstudium am Konservatorium in Venedig hatte Sinopoli wichtige Anregungen von seinen Lehrern Bruno Maderna und Franco Donatoni erhalten. Außerdem beeinflusst von Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen sorgte er in den 1970er-Jahren zunächst mit seiner frühen zwölftönigen, elektronischen und seriellen Musik bei den Festivals für Neue Musik in Darmstadt und Donaueschingen für Aufsehen. Das Ideal einer »sinnlichen Musik, der man folgen und die man verstehen kann«, liegt bis 1981 dem Großteil seines Œuvres zugrunde. Aus Unzufriedenheit mit der musikalischen Avantgarde seiner Zeit wandte er sich nach 1981 vom Komponieren ab.

 

Das ursprünglich geplante Porträtkonzert der Sächsischen Staatskapelle wird in Kooperation mit dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau im Rahmen des diesmal nur online stattfindenden Festivals TONLAGEN Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik mit gekürztem Programm als Radioproduktion für MDR Kultur realisiert. Das Konzert geht zentralen Einflüssen in Sinopolis Schaffen nach: In Italien erhielt er durch Bruno Maderna und Franco Donatoni wichtige kompositorische Anregungen, die Musik Franz Schuberts und Robert Schumanns übte eine lebenslange Faszination auf den Komponisten Sinopoli aus. Das Porträtkonzert wird ohne Publikum im Festspielhaus Hellerau aufgezeichnet und am Abend des 23. April zusammen mit der Aufzeichnung von Gustav Mahlers Fünfter Symphonie unter der Leitung von Daniel Harding aus der Semperoper bei MDR Kultur und MDR Klassik gesendet.

 

Mit Dresden als Mittelpunkt geht es der Buch-Neuerscheinung »Giuseppe Sinopoli und Dresden« des Sax-Verlags, herausgegeben von Prof. Matthias Herrmann, um die letzte, intensive Schaffensphase des vielseitigen Dirigenten. Ausgangspunkt des Gedenkbands ist ein Essay des ehemaligen Kapell-Dramaturgen Eberhard Steindorf über seine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem 1946 in Venedig Geborenen. Dem werden Interviews, Reden und Texte Sinopolis an die Seite gestellt. Es folgen Reaktionen auf die Todesnachricht und weitere Erinnerungen, auch von Musikern der Sächsischen Staatskapelle. Sinopolis intensive Aufnahmetätigkeit für das Medium Schallplatte kommt ausführlich zur Sprache. Verzeichnisse zu seinen Dresdner Konzerten, Tourneen und Einspielungen mit der Staatskapelle vervollständigen den Gedenkband, der zum 20. Todestag von Giuseppe Sinopoli erscheint.