Die Sächsische Staatskapelle trauert um Michail Jurowski

Der Dirigent verstarb am 19. März 2022 im Alter von 76 Jahren.
20.03.2022

Michail Jurowski und die Sächsische Staatskapelle Dresden verband eine lange musikalische Geschichte. Mit Giuseppe Verdis »Requiem« gab er in den traditionellen Konzerten zum Dresdner Gedenktag am 13. Februar 1990 sein Konzertdebüt in der Semperoper, an der er seit 1989 als Ständiger Gastdirigent engagiert war. In der Folge dirigierte er bei der Kapelle in Symphoniekonzerten und Aufführungsabenden vor allem Werke von Dmitri Schostakowitsch, mit dem er als Kind in Russland noch vierhändig Klavier spielte, aber auch Kompositionen von Johannes Brahms, Mieczysław Weinberg, Benjamin Britten und Hans Werner Henze. Den von der Staatskapelle mitinitiierten Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch war Michail Jurowski in besonderer Weise verbunden und leitete dort bereits im ersten Jahrgang einen Außerordentlichen Aufführungsabend. Auch in den folgenden Jahren bis 2013 kehrte Michail Jurowski nach Gohrisch zurück, davon zeugt heute noch die 2017 bei Berlin Classics erschienene CD mit Live-Mitschnitten seiner Festspiel-Konzerte von 2010 an. Das letzte Mal dirigierte Michail Jurowski die Staatskapelle im Sonderkonzert zum Gründungstag des Orchesters am 22. September 2017 im Palais im Großen Garten.

 

1945 in Moskau geboren, studierte Michail Jurowski am Konservatorium in seiner Heimatstadt Dirigieren und Musikwissenschaft. Bereits während seines Studiums assistierte er Gennady Rozhdestvensky. Er dirigierte an Häusern wie der Semperoper Dresden, der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, der Komischen Oper Berlin, am Bolschoi-Theater, am Tetro alla Scala in Mailand, an der Opéra national de Paris sowie an der Oper Leipzig, der er für einige Zeit als Generalmusikdirektor vorstand. Zudem leitete er zahlreiche namhafte Orchester, u. a. das London Philharmonic Orchestra, die Sankt Petersburger Philharmoniker, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die Dresdner Philharmonie sowie das WDR Rundfunkorchester, dessen Chefdirigent er war.

 

»Noch gut erinnern wir uns z. B. an die erste ›Schwanensee‹-Probe mit Michail Jurowski im Graben der Semperoper«, so der Orchestervorstand der Sächsischen Staatskapelle. »Der zunächst streng wirkende Kapellmeister ›russischer Schule‹ entpuppte sich sehr schnell als der herzensgute, dabei der intensiven musikalischen Arbeit bedingungslos verpflichtete Künstler, der sich sehr bald großer Beliebtheit erfreute. Seither gibt es so viele gemeinsame musikalische Erlebnisse: Ganz besonders das Werk Dmitri Schostakowitschs hat seinen heutigen Platz in unserem Repertoire auch durch ihn gefunden – somit gilt er uns auch als ›Spiritus Rector‹ unserer Internationalen Schostakowitsch Tage, deren Entstehung er mit inhaltlicher Unterstützung, mit Vermittlung von Kontakten und vor allem mit seinen Dirigaten in der Gohrischer Konzertscheune nachhaltig beförderte. Michail Jurowski hat immer aus ganzem Herzen Musik gemacht. Wir werden ihn nicht vergessen!«

 

(Bilder: oben: Michail Jurowski in der Probe zum Sonderkonzert am Gründungstag der Staatskapelle 2017 im Palais im Großen Garten // Mitte: Michail Jurowski im Außerordentlichen Aufführungsabend 2013 im Rahmen der Schostakowitsch Tage Gohrisch // unten: Michail Jurowski am Pult der Staatskapelle in der Semperoper, 2013)