Zukunft ist Herzenssache

Die Sächsische Staatskapelle widmet sich 2023/24 noch stärker dem musikalischen Nachwuchs.

Keine leichte Entscheidung für ein Orchester: Wollen wir programmatisch eine Solistin oder einen Solisten besonders herausstellen oder fördern wir unseren musikalischen Nachwuchs von morgen?

Die Sächsische Staatskapelle hatte in den vergangenen Jahren namhafte Interpretinnen und Interpreten an sich gebunden, um jeweils eine Saison lang die persönliche Handschrift einer Capell-Virtuosin oder eines Capell-Virtuosen besonders herauszustellen. Auch die Konzerte der Jubiläumssaison werden wieder von bedeutenden Musikerpersönlichkeiten geprägt sein, darunter viele ehemalige Residenzkünstlerinnen und -künstler. Zugleich liegt in einem Jubiläum, zumal einem so bedeutsamen, wie es die Kapelle in diesem Jahr begehen darf, immer auch eine Verantwortung für die Zukunft. Deshalb engagieren sich die Sächsische Staatskapelle und ihr Chefdirigent Christian Thielemann in der Saison 2023/2024 mit besonderem Nachdruck für die Förderung und Unterstützung des musikalische Nachwuchses.

Die lange Verbundenheit mit dem Gustav Mahler Jugendorchester, mit dem eine mehr als zehnjährige Partnerschaft gepflegt wird (und das zahlreiche Mitglieder der Staatskapelle hervorgebracht hat) wird neben dem schon traditionellen Konzert zum Spielzeitauftakt deutlich erweitert. Der 1986 von Claudio Abbado ins Leben gerufene Klangkörper vereint international herausragende Talente, um die sich die weltbesten Orchester reißen. Zusätzlich zum Eröffnungskonzert am 22. August 2023 wird das GMJO in der neuen Saison auch in »Die Frau ohne Schatten« von Richard Strauss mitwirken sowie – ebenfalls unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann – dessen Abschied als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle mitgestalten. Mit Gustav Mahlers Achter steht dann ein krönendes Großwerk des symphonischen Schaffens auf dem Programm (12. Symphoniekonzert am 7., 8. und 9. Juli 2024).

Aber auch in den Reihen der Kapelle selbst wird der Orchesternachwuchs gepflegt. Vor nun schon 100 Jahren wurde durch den einstigen Generalmusikdirektor Fritz Busch die Orchesterschule gegründet, die seit 2011 als Giuseppe-Sinopoli-Akademie firmiert und in einer zweijährigen Ausbildungszeit jungen Musikerinnen und Musikern die Chance gibt, von erfahrenen Kapellmitgliedern persönlich betreut zu werden. Im Idealfall winkt danach gar ein Festengagement im Orchester, um dessen Spiel- und Klangkultur auch künftig zu wahren.

Während diese Kooperationen auf professionelle Orchesterarbeit ausgerichtet sind, zählt das Projekt »Musaik – Grenzenlos musizieren e. V.« aus Dresden Prohlis zu den Herzensangelegenheiten der Kapelle.  Auf erste gemeinsame Konzerterlebnisse etwa mit dem »Karneval der Tiere« von Camille Saint-Saëns im vergangenen Jahr folgte im Frühjahr 2023 ein »Tanz durch die Jahrhunderte«, um die Verbindung von Kapelle und Musaik zukunftswirksam zu erweitern. So war es nur folgerichtig, die 50.000 Euro des der Staatskapelle für ihre zehnjährige Ausrichtung der Osterfestspiele Salzburg zugesprochenen Herbert-von-Karajan-Preises diesem sozial ausgerichteten Stadtteilprojekt zu stiften. Damit werden kostenloser Instrumentalunterricht sowie kulturelle Teilhabe für Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Gesellschaftsschichten und Kulturkreise unterstützt.

Über das eigene Interesse der Sächsischen Staatskapelle ist die musikalische Nachwuchsförderung auch ein gesamtgesellschaftliches Thema, um junge Menschen für Kunst und Kultur zu öffnen. Daher war es eben doch keine schwierige Entscheidung für das Orchester, sondern vielmehr ein Selbstverständnis, die Saison 2023/24 so zukunftsbetont auszurichten.