Trauer um Dr. Eberhard Steindorf

Die Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden trauern um ihren langjährigen Konzertdramaturgen und Ehrenmitglied der Sächsischen Staatskapelle Dresden
07.08.2023

Dr. Eberhard Steindorf
17. 09. 1938 - 27.07. 2023

Eberhard Steindorf lebt in unserer Erinnerung als bescheidene, zurückhaltende, dabei immer freundliche, ruhige Persönlichkeit weiter. Bei näherem persönlichem Kontakt konnten sein feiner Humor und seine von großer Herzensgüte geprägte Zugewandtheit erlebt werden.

Eberhard Steindorf wurde in Zwickau geboren. Er studierte Kirchenmusik und Musikwissenschaft in Leipzig. Nach Stationen in Eisleben und Chemnitz kam er 1969 als Konzertdramaturg zur Sächsischen Staatskapelle Dresden, wo er bis 2004 wirkte.

Das Hören all unserer Konzerte verstand er als zentrale und wichtige Aufgabe und es gibt wohl niemanden, der die Staatskapelle so oft gehört hat, wie Eberhard Steindorf.

Er wurde zum besten Kenner des Orchesters und verstand es, dieses Wissen behutsam und unter steter persönlicher Zurückhaltung einzusetzen.
Als Berater der jeweiligen Chefdirigenten, insbesondere von Herbert Blomstedt, Giuseppe Sinopoli und Bernhard Haitink, dessen Berufung 2002 er persönlich maßgeblich angebahnt hatte, nahm er Einfluss auf wichtige Entscheidungen über Repertoire und Gastdirigenten für die Konzerte des Orchesters in Dresden und auf den zahlreichen Kapellreisen.

Darüber hinaus pflegte er unsere Geschäftsbeziehungen zu den Konzertagenturen in Europa, Asien und Amerika, deren Vertrauen er durch sein überaus integres Agieren in langjähriger Verbundenheit gewann. Dies war zur weiteren Entwicklung der Reisetätigkeit und auch für wichtige Kontaktvermittlungen, z. B. für die umfangreichen Aufnahmetätigkeit mit namhaften Dirigenten und Solisten im Aufnahmestudio, von großer Bedeutung.

1990, nach dem Fall der Mauer, gelang es ihm innerhalb kürzester Zeit, für die damals anstehende neue Positionierung des Orchesters auf dem nun offenen Musikmarkt zahlreiche Dirigenten einzuladen, die bislang nicht in Dresden am Pult gestanden hatten. Der erste Konzertplan nach der Wende liest sich wie das „who is who“ der damaligen Dirigentenszene.

Ganz selbstverständlich war er als Konzertdramaturg auch in seinem ureigensten Aufgabengebiet tätig. Neben dem Konzipieren der Konzertprogramme gemeinsam mit den Dirigenten versah er jedes Programmheft mit einem sorgfältig geschriebenen erschließenden Text zur Musik. Die hier über die Jahrzehnte etablierte Qualität ist heute noch Maßstab.

Damit nicht genug - auch der von den Orchestermitgliedern selbst verantworteten Kammermusik stand er lange Jahre als stellvertretender Vorsitzender des Kammermusikbeirates kenntnisreich, impulsgebend und die jeweiligen Akteure unterstützend, treu zur Verfügung. Noch heute ist das große Festkonzert im Jahr 2004 zum 150. Geburtstag des Tonkünstlervereins zu Dresden, dessen Programm er maßgeblich konzipiert hatte, in bester Erinnerung.

Neben all diesen Aufgaben kaum nachvollziehbar - dennoch durch Ergebnisse umfangreich belegt - widmete sich Eberhard Steindorf intensiv dem musikwissenschaftlichen Arbeiten.

Er erschloss zahlreiche Partituren aus dem historischen Kapell-Fundus der Sächsischen Landesbibliothek für die Wiederaufführung und veröffentlichte mehrere Publikationen über die Staatskapelle, zuletzt, schon in seiner Pensionszeit geschrieben, ein zweibändiges Kompendium über die „Konzerttätigkeit der Königlichen musikalischen Kapelle zu Dresden“ von 1817-1918.  Zu diesem Thema promovierte er, ebenfalls nach seiner Pensionierung, am Institut für Musikwissenschaft der Dresdner Musikhochschule. 

Eberhard Steindorf war kein Musiker unseres Orchesters, dennoch hat er im weiteren Sinne durch sein lebenslanges, unermüdliches Wirken an unserem Klang mitgewirkt. Seine Ehrenmitgliedschaft bringt seine besondere Zugehörigkeit zur Sächsischen Staatskapelle Dresden zum Ausdruck.

Wir werden seiner in ehrender Erinnerung gedenken!

 

Friedwart Dittmann - Wolfram Große - Anke Heyn - Ulrich Milatz

Orchestervorstand